Winterdepression (Depression)

Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

 

Was ist eine Winterdepression?

Die Winterdepression ist eine saisonal abhängige Depression, die jährlich wiederkommend in der dunklen Jahreszeit auftritt: Sie beginnt in den Herbstmonaten und endet wieder in den Frühjahrsmonaten. In dieser Zeit klagen die Betroffenen über Energielosigkeit und übermäßige Traurigkeit. Sie haben mehr Appetit, vor allem auf Süßes. Zudem haben sie das Bedürfnis, mehr zu schlafen, und es fällt ihnen schwer, aus dem Bett zu kommen.
In Deutschland leiden weniger als ein Prozent der Bevölkerung an dieser besonderen Form der Depression. In südlicheren Ländern ist die Zahl der Winterdepressiven geringer. Am Mittelmeer kennt man diese Krankheit kaum.

 

Wie entsteht eine Winterdepression?

Der Mangel an natürlichem Tageslicht, die verminderte Lichtintensität im Winter gemeinsam mit der verkürzten Sonneneinstrahlung und den abfallenden Temperaturen gelten als Auslöser.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Neurotransmitter Serotonin (chemischer Botenstoff, der die Nervensignale im Gehirn weiterleitet) am Mechanismus beteiligt ist, der zur Winterdepression führt. Diese Annahme gründet sich auf die Erfahrung, dass Medikamente gegen Depressionen (SSRI = Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), welche die Serotoninwirkung im Gehirn steigern, eine Winterdepression bessern können.
Auch die Funktion der Zirbeldrüse (Epiphyse) kann durch den Tageslichtmangel gestört sein, so dass es zu einer Störung des Melatoninhaushalts kommt. Das Hormon Melatonin ist unter anderem für die Aufrechterhaltung des Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich.

 

Was sind typische Symptome der Winterdepression?

Im Gegensatz zu anderen Depressionsformen kommt es bei der Winterdepression zu vermehrtem Appetit mit Heißhunger auf Süßes.

Weitere Symptome sind:

  • Energielosigkeit
  • Unausgeglichenheit
  • Gedrückte Stimmung
  • Antriebslosigkeit
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte
  • Erhöhtes Schlafbedürfnis mit morgendlicher Müdigkeit

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Der wiederkehrende Rhythmus der Beschwerden in der dunklen Jahreszeit ist charakteristisch. Dazu kommen typischerweise die depressive Verstimmungen und die oben genannten Krankheitszeichen.

 

Wie werden Winterdepressionen behandelt?

Einige Patienten mit Winterdepression sprechen auf eine Lichttherapie an: Der Patient sitzt zwei Wochen lang täglich vor einem Lichtgerät mit etwa 2500 Lux (Lux ist die internationale Einheit für die Beleuchtungsstärke). Schon nach einigen Tagen kann es zur Stimmungsaufhellung kommen.
Insbesondere bei schweren Depressionen ist meist eine medikamentöse Behandlung nötig.

 

Dabei werden Medikamente angewandt, die auch bei anderen Depressionsformen eingesetzt werden, z.B.:

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Medikamente, die die Wirkung von Serotonin im Gehirn erhöhen)
  • Trizyklische Antidepressiva (Medikamente, die die Wirkung von Noradrenalin und Serotonin im Gehirn erhöhen)

Was können Sie selbst tun?

Bewegen Sie sich viel im Freien, z.B. Durch:

  • Rad fahren
  • Langlaufen
  • Lange Spaziergänge
  • Ihr Körper braucht viel natürliches Tageslicht.

Wie können Sie einer Winterdepression vorbeugen?

Wie auch bei anderen Depressionen ist in Abhängigkeit der Schwere der depressiven Episode eine vorbeugende Therapie mit Antidepressiva möglich.

 

Wie ist die Prognose?

Den meisten Patienten kann durch eine konsequente Behandlung der depressiven Episode geholfen werden

                                                                                                                     

 

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