Umweltfaktoren & Diagnose

Umweltfaktor

Er besteht aus einer häuslichen Umgebung, die im weitesten Sinne traumatisch ist. Es gibt 3 Typen umweltbedingter Traumata, die nach Schweregrad abgestuft werden.

  • Typ-I-Trauma: Kindheitserfahrungen, die als unglücklich, aber nicht vollkommen unvorhersehbar kategorisiert werden können. Dazu gehören: dauerhafte Trennung oder Scheidung der Eltern in frühester Kindheit, chronische Unsensibilität der Eltern, mangelndes Einfühlungsvermögen in die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes - ernsthafte Konflikte in der Familie, die evtl. zu Trennung oder Scheidung führen.
  • Typ-II-Trauma: Erfahrungen verbaler oder emotionaler Misshandlungen - Vernachlässigung altersgemäßer körperlicher Bedürfnisse des Kindes durch die Eltern - eingeschränkte Episoden/einschränkende Phasen psychiatrischer Krankheit der Eltern
  • Typ-III-Trauma: Erfahrungen unverhohlener körperlicher Misshandlung oder sexuellen Missbrauchs - chronische psychiatrische Krankheit, Substanzmissbrauch der Eltern - generell chaotisches, dysfunktionales häusliches Umfeld (z. B. Eltern, die sich wiederholt heftig streiten; Geschwister, die sich gegenseitig körperlich angreifen; niemand befolgt die Familienregeln oder achtet die persönlichen Grenzen eines anderen Familienmitglieds). In diesen Familien existiert nur eine unzureichende Rollenzuteilung, und es besteht kaum die Möglichkeit, Gefühle und Erwartungen auszudrücken. Ihr Ausdruck führt nicht zu einer emphatischen oder unterstützenden Antwort, sondern zu Kritik, Vorwürfen oder stößt auf völliges Desinteresse.

Diese 3 Typen des umweltbedingten Traumas, die sich häufig in den Geschichten von BPS-Patienten finden, können abwechselnd oder gleichzeitig auftreten. Neueste Ergebnisse der Forschung zeigen, dass etwa die Hälfte der BPS-Patienten von einem Typ-I- und/oder Typ-II-Trauma in der Kindheit berichteten. Die andere Hälfte berichtete sogar von allen 3 Typen. Bei einem Drittel der Patienten, die von schwerem Missbrauch oder Misshandlungen berichten, kommt dem erlebten Trauma eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer BPS zu. Bei den Übrigen haben andere Faktoren eine bedeutendere Rolle gespielt.

 

Vorläufig empirisch erforschte 6 Faktoren, die äthiologische Bedeutung für die Entwicklung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben:

 

3 Umweltfaktoren (traumatisierende Kindheitserfahrungen)

  • Trennung/Scheidung/Verlust eines Elternteils in früher Kindheit
  • gestörte Beziehung zu den Eltern
  • Kindheitserfahrungen von Missbrauch oder Misshandlung
  •  

3 konstitutionelle Faktoren (angeborene und/oder erworbene Verletzbarkeit)

  • familiäre Neigung zu bestimmten psychiatrischen Störungen
  • temperamentsbedingte Verletzbarkeit
  • Fehlregulationen der Neurotransmittersysteme und neurologische Dysfunktionen
  • Trennung/Scheidung/Verlust eines Elternteils in früher Kindheit
  • Dauerhafte Trennung/Scheidung der Eltern oder Verlust eines Elternteils kommt bei Borderline-Patienten häufig vor (37 % - 64 %).
  • Dauerhafte Trennung/Scheidung der Eltern oder Verlust eines Elternteils unterscheidet Borderline-Patienten auffallend von anderen. So berichtete ein signifikant höherer Prozentsatz von BPS-Patienten davon als bei Kontrollgruppen mit Psychose, affektiven oder Persönlichkeitsstörungen.
  • Gestörte Beziehung zu den Eltern

Studien ergaben:

  • Borderline-Patienten sehen das Verhältnis zu ihrer Mutter gewöhnlich als konfliktbeladen, distanziert oder unbeteiligt an
  • Das fehlende Engagement des Vaters hat sogar einen noch stärkeren (diskriminierenden) Effekt als das problematische Verhältnis zwischen Mutter und Kind.
  • Gestörte Verhältnisse zu beiden Elternteilen gleichzeitig können sowohl spezifischer als auch pathogener (krankheitsauslösender) für die BPS sein als das gestörte Verhältnis zu nur einem Elternteil, da eine problematische Beziehung des Kindes zu einem Elternteil nicht ausreichend durch eine wirklich positive Beziehung mit dem zweiten Elternteil, die schützend gegen die Psychopathologie wirken würde, ausgeglichen werden kann. Vielmehr ist die elterliche Beziehung in Borderline-Familien oftmals von einer rigiden Festigkeit der ehelichen Beziehungen gekennzeichnet, die Aufmerksamkeit, Unterstützung und Schütz für die Kinder ausschließt
  • Borderline-Patienten berichten einigen Untersuchungen zufolge von häufigem Auftreten von Konflikten, Feindseligkeit und chaotischer Unvorhersehbarkeit in ihren Ursprungsfamilien. Ein hohes Maß an zornigen Konflikten in Kombination mit einem geringen Ausmaß an Struktur und unterstützender Kohäsion darf als wahrscheinlicher Auslöser für ein besonders toxisches familiäres Umfeld angesehen werden.

Zwei unterschiedliche Erziehungsstile fanden sich in den Familien von Borderline-Patienten

  • a) Überengagement der Eltern
  • b) Unterengagement der Eltern

Überengagierte, feindselig-abhängige, trennungsresistente Familien

Hier stehen die Kinder oft im Kampf mit ihrer Abhängigkeitsproblematik, weil jeder Schritt in Richtung größerer Unabhängigkeit bei den Eltern eine intensive emotionale Reaktion auslöst, andererseits aber die Abhängigkeitsbedürfnisse der Kinder oftmals von der Familie aktiv belohnt werden. Individuationsversuche lösen bei den Eltern Angst vor Kontrollverlust aus, was zu einer gesteigerten Einmischung dieser in die Belange des Kindes führt. Solche familiären Konflikte spitzen sich im Laufe der Zeit spiralförmig zu.

Unterengagierte Eltern mit geringer Fürsorge und Überprotektion

Dieses familiäre Muster ist häufiger verbreitet und durch zahlreiche Studien mit verschiedenen Kontrollgruppen abgesichert. Bei den meisten davon fand sich übereinstimmend das Muster, dass Borderline-Patienten beide Elternteile als weniger fürsorglich, aber stärker schützend erlebten als die jeweilige Kontrollgruppe. Die Kombination von geringer Fürsorge und emotionaler Unterstützung sowie Überprotektion bestätigt den von Parker et al. schon 1979 geprägten Begriff der ,,lieblosen Kontrolle". Insgesamt entsteht aus den jüngst veröffentlichten Ergebnissen der Eindruck, dass die pathologische Dynamik der Familien in einer Kombination von elterlichem Überengagement (vor allem Kontrolle) und Vernachlässigung, Unterengagement oder sogar Misshandlung und Missbrauch besteht.

 

Kindheitserfahrungen von Missbrauch und/oder Misshandlung

  • Sowohl körperliche Misshandlung als auch sexueller Missbrauch kommen häufig in der Kindheitsgeschichte von Borderline-Patienten vor.
  • Über körperliche Misshandlung wird von Borderline-Patienten signifikant häufig berichtet.
  • Über sexuellen Missbrauch wird durchgängig signifikant öfter von BPS-Patienten berichtet als in anderen Krankheitsgruppen.
  • Ein Viertel aller BPS-Patienten berichtet von Kindheitserfahrungen von Eltern-Kind-Inzest.
  • Weitere 25% bis 30 % berichten von sexuellem Missbrauch durch andere Verwandte, Nachbarn oder Gleichaltrige.
  • Borderline-Patienten erreichen im Vergleich zu Kontrollgruppen mit anderen Persönlichkeitsstörungen ungewöhnlich hohe Werte bei Dissoziationserfahrungen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass kein spezielles Trauma alleine und schon gar kein Einzelereignis für die Entwicklung der ganzen Bandbreite der Borderline-Störung verantwortlich gemacht werden kann. Vielmehr müssen eine chronische und wiederholte Exposition traumatischer Erfahrungen und das gestörte Umfeld, in dem es zu diesen Erfahrungen kommt, als Nährboden für die Entstehung einer Borderline-Störung angesehen werden. Das Fehlen adäquater Unterstützung in Form von stabilen Strukturen, beruhigender Anwesenheit und aktiver Erziehung oder eines entsprechenden Ersatzes in der Familie ist als äthiologischer Faktor für die Entwicklung einer Borderline-Persönlichkeit von größerer Bedeutung als das erlebte Trauma.

Der zweite notwendige Faktor ist ein anfälliges Temperament. Im Wesentlichen geht es um die neurobiologischen Mechanismen, die der Impulskontrolle und Affektregulation zugrunde liegen und die beide bei Borderline-Patienten häufig beeinträchtigt sind. Eine Dysfunktion in der Regulation von Emotionen und Impulsen kann sich von einer genetischen Anfälligkeit herleiten. Gleichzeitig verdichten sich die Hinweise darauf, dass sich Störungen in der Temperamentregulation auf die Auswirkungen früher, sowohl akuter als auch wiederholter, oder chronischer Traumatisierung zurückführen lassen.

 

Familiäre Neigung zu bestimmten psychiatrischen Störungen

10 Studien haben sich mit einer Breite von psychiatrischen Störungen bei Verwandten ersten Grades von Borderline-Patienten beschäftigt. Die Studienergebnisse zusammengenommen zeigen folgende Schlüsse auf:

Es gibt durchgängig wenige Verbindungen zwischen BPS und Schizophrenie oder schizotypischer Persönlichkeitsstörung.

Affektive Störungen, teilweise unipolare affektive Störungen treten bei Verwandten ersten Grades von Borderline-Patienten durchgängig sehr häufig auf. während die unipolare Depression auch bei Verwandten in den Kontrollgruppen häufig festgestellt wurde.

Die Resultate der Studien legen eine starke familiäre Verbindung zwischen Substanzmissbrauch sowie antisozialer Persönlichkeitsstörung und BPS nahe.

Vielleicht am wichtigsten: Alle Studien konstatieren, dass BPS von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. So tritt BPS signifikant häufiger bei Verwandten ersten Grades von BPS-Patienten auf als bei den Kontrollgruppen. Zwillingsstudien an ein- und zweieiigen Zwillingen lassen zunehmend den Schluss zu, dass die BPS selbst zwar nicht vererbbar ist, jedoch die bei einer BPS vorliegende impulsive Aggression und affektive Instabilität. Impulsive Aggression ist auch in der Allgemeinbevölkerung erblich. In der Verwandtschaft von BPS-Patienten sind impulsiv-aggressive Persönlichkeiten und affektive Instabilität gehäuft festgestellt worden. Diese Eigenschaften werden aber unabhängig voneinander vererbt. Somit ist es wahrscheinlich, dass eine Anfälligkeit für eine BPS einer Verbindung verschiedener, zum Teil genetisch determinierter Anteile des Temperaments entspringt.

 

Fehlregulationen der Neurotransmittersysteme und neurologische Dysfunktionen

Die Ergebnisse der Studien zu neurologischen oder biochemischen Fehlfunktionen bei Borderline-Patienten sind uneindeutig.
Die Hälfte der Studien findet im Vergleich mit Kontrollgruppen mit psychiatrischen oder PS-Diagnosen Unterschiede (1-mal sogar signifikant): Entwicklungsdefizite, Intelligenzminderung, abnormale EEG-Werte, abnormale CT-Werte. Die andere Hälfte meint, dass sich die BPS-Patienten in ihren Werten nicht von normalen oder klinischen Kontrollgruppen unterscheiden.
Am besten abgesichert sind die Ergebnisse der Studien, welche die neurobiologischen Mechanismen der beiden zentralen Störungsbereiche der BPS untersucht haben, und zwar die impulsive Aggression und fehlende Wutkontrolle sowie die affektive Instabilität.
Mehrere Studien wiesen einen Zusammenhang zwischen impulsiver Aggression und einer herabgesetzten serotonergen Reaktion nach, der bei BPS-Patienten, aber auch bei anderen PS-Patienten auftritt. Dies betrifft sowohl Autoaggression (selbstschädigendes Verhalten, Suizidversuch) als auch Fremdaggression (Wutausbrüche, Gewalt). Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (CT, PET, fMNR) belegen, dass eine serotonerge Hypoaktivität in einzelnen Hirnregionen mit der Auslösung und Kontrolle von aggressivem Verhalten assoziiert sind.
Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der dopaminergen Aktivität und Aggression. Die Untersuchungen dazu sind allerdings widersprüchlich.

 

Diagnostische Verfahren

Die Abkürzung ICD steht für "International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems". Die Ziffer 10 bezeichnet deren 10. Revision. Diese Klassifikation wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt und ist auch für psychologische und psychotherapeutische Diagnostik verbindlich.

F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle, und ein Borderline- Typus, zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere, durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizidversuchen.

 

Man unterscheidet hierbei zwei Gruppen:

  • F60.30 impulsiver Typus
  • F60.31 Borderline Typus

Die wesentlichen Charakterzüge sind emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle. Ausbrüche von gewalttätigem und bedrohlichem Verhalten sind häufig, vor allem bei Kritik durch andere.

 

F60.30 impulsiver Typus

Mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen, darunter:

  • deutliche Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln;
  • deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden;
  • Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens;
  • Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden;
  • unbeständige und unberechenbare Stimmungen.

Einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden, zusätzlich sind oft das eigene Selbstbild, Ziele und "innere Präferenzen" (einschließlich der sexuellen) unklar und gestört. Meist besteht ein chronisches Gefühl innerer Leere. Die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen mit übermäßigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden, und mit Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen (diese können auch ohne deutliche Auslöser vorkommen).

 

F60.31 Borderline Typus

Mindestens drei der oben unter F60.30 erwähnten Kriterien müssen vorliegen und zusätzlich mindestens zwei der folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen:

  • Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und "inneren Präferenzen" (einschließlich sexueller);
  • Neigung, sich auf intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen;
  • übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden;
  • wiederholt Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung;
  • anhaltende Gefühle von Leere.

Diagnostisches und Statistisches Manual für psychische Störungen

( DSM) der American Psychiatric Association DSM - IV

  • Ein verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Verlassenwerden zu verhindern (außer Suizid oder Selbstverstümmelung).
  • Ein intensives Muster von instabilen, intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen, das sich durch einen Wechsel zwischen den beiden Extremen Überidialisierung und Abwertung auszeichnet.
  • Identitätsstörung:
  • Anhaltend und deutlich gestörtes, verzerrtes oder instabiles Selbstbild bzw. Gefühl für die eigene Person (z. B. das Gefühl, nicht zu existieren oder das Böse zu verkörpern).
  • Impulsivität bei mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Aktivitäten (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, Ladendiebstahl, rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle – außer Suizid oder Selbstverstümmelung).
  • Wiederholte Suiziddrohungen, -gesten oder -versuche oder selbstverstümmelnde Verhaltensweisen.
  • Instabilität im affektiven Bereich: Ausgeprägte Stimmungsschwankungen (z. B. Euphorie, Reizbarkeit, Angst), wobei diese Zustände gewöhnlich ein paar Stunden, seltener länger als einige Tage andauern.
  • Chronisches Gefühl der Leere.
  • Übermäßige, starke Wut oder Unfähigkeit, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut oder wiederholte Prügeleien).
  • Vorübergehende, stressabhängige, schwere dissoziative Symptome oder paranoide Wahnvorstellungen

 

Statistiken

Eindeutige wissenschaftlich gesicherte Zahlen gibt es zur Häufigkeit der Borderline-Erkrankung nicht. Das liegt zum einen daran, dass der größere Teil der Bevölkerung keine fachliche Hilfe sucht und daher nicht erfasst wird. Wenige der verfügbaren Daten zeigen eine der statistischen Erhebungen, wie häufig die Erkrankung innerhalb der Bevölkerung auftritt:

  • Nach DSM IV 1994 - ca. 2%
  • Nach Kernberg - etwa 15%
  • Nach Meier et al. 1992 für deutsche Verhältnisse nach DSM III - 1,1%
  • Nach Merkingas u. Weismann 1986 bei Anwendung von Fallkriterien ähnlich DSM III - 0,2 %
  • Nach Swartz, Blazer et al. 1990 bei Stichprobe von 4000 Personen nach DIB - 1,8%
  • Widinger und Weissmann nahmen 1991 eine Analyse aller ihnen vorliegenden epidemiologischen Daten vor (bei Schizophrenie nach Schepank 1994 - 1 % bzw. nach Scharfetter 1983 - 0,2 % bis 0,4 %) - 1,1%-1,8%
  • Nach Zimmermann und Coryell 1989 - 1,6%
  • Die Prävalenz der BPS wird in den USA mit 1,0 % bis 1,8 % angegeben.

Widinger und Weissman, 1991, gehen davon aus, dass 8% bis 15% aller stationär behandelten psychiatrischen Patienten an einer Borderline-Störung leiden, was aber aufgrund der uneinheitlichen Diagnostik nicht wissenschaftlich fundiert ist. Erkundungen haben ergeben, dass bei ca. 20 % bis 40 % eine Borderline-Struktur besteht.

Widiger & Frances, 1989/Widiger & Trull, 1993, sagen, dass innerhalb der Patienten mit ein oder mehreren Persönlichkeitsstörungen der Anteil der Borderliner bei 27% bis 51% liegt.

19,5 % und damit überdurchschnittlich viele der als Borderliner identifizierten Personenbedurften einer stationärpsychiatrischen Behandlung, in der Gesamtbevölkerung nur 0,9 %.

Borderliner tendieren zu einem Leben in der Stadt. Sie haben ebenso häufig einen High-School-Abschluss wie der Gesamtdurchschnitt, jedoch einen niedrigeren sozioökonomischen Status, und sie sind unterdurchschnittlich häufig geschieden bzw. von Partner getrennt lebend, aber insgesamt seltener verheiratet. Überwiegend wird in der Fachliteratur angenommen, dass das Erkrankungsrisiko für Frauen größer ist. So wird Borderline-Persönlichkeitsstörung überwiegend bei Frauen diagnostiziert: ca. 75 %

 

Weitere Zahlen:

  • 47,4% Therapieabbrüche
  • 20,7% häufige Zwangseinweisungen
  • Eine durchschnittliche Dauer von 6,5 Jahren zwischen erstem Kontakt zu einer Therapeutin und/oder einem Psychiater und der Diagnosestellung BPS.
  • Aufgrund häufiger und langer Klinikaufenthalte schätzen Jerschke et al. die Kosten pro Jahr und Patient auf 12 000 Euro (bezogen auf die letzten beiden Jahre vor Aufnahme auf einer speziellen DBT-Station an der Universitätsklinik in Freiburg)
  • (Jerschke et al., 1998)
  • 70-77% aller Borderliner sind Frauen
  • 81-100% affektive Erkrankungen
  • 24-81% Angsterkrankungen
  • 21-67% Substanzmissbrauch
  • 14% Essstörungen

Gemeinsame Merkmale der Partner von Borderlinern

  • Der Wunsch, andere sogar auf unsere eigenen Kosten glücklich zu machen (Co-Abhängigkeit)
  • die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen
  • übertriebene Nachgiebigkeit
  • Das Gefühl, alles besser machen zu müssen, und das Beste ist nie genug (Perfektionismus).
  • Die Unfähigkeit, den Blick auf sich selbst zu richten, und die Tendenz, sich zu schnell verleiten zu lassen, sich nur noch mit dem Borderliner zu befassen. (Es ist leichter, über Probleme des Anderen nachzudenken, als über die eigenen.)
  • Das Fehlen von klaren Grenzen (Andere Menschen würden Wutausbrüche nicht tolerieren.)
  • Das Gefühl, alles besser zu wissen – was selbst den vernünftigsten Menschen zu einem „Borderline-Wutausbruch“ verleitet.
  • Die Intensität und Hingabe an Verpflichtung und Treue.
  • Eine unerschütterliche Hoffnung, gepaart mit der Erwartung, dass es schaffen zu müssen, etwas Positives zu bewirken, die Umstände zu verbessern.
  • Die Bereitschaft, die geringste "Verbesserung" als unbestreitbaren Fortschritt zu interpretieren
  • Die Bereitschaft, sich selbst aufzugeben, dabei den anderen aus voller Überzeugung nicht aufzugeben und die Unfähigkeit zu erkennen, dass sich dadurch nichts verändert, außer dass die Selbstabwertung vom Anfang des Abwärtsstrudels fortgeführt wird - nur ist sie jetzt eingehüllt in einer Definition der Menschlichkeit.
  • Ein schwaches, verzerrtes Selbstbild oder einfach Selbsthass.
  • Nichts ist wirklich gut genug/das Bedürfnis, kritisiert zu werden.
  • Die Rechtfertigung der eigenen Existenz dadurch, dass man für andere lebt.
  • Das Bedürfnis, kontrolliert zu werden/die Unfähigkeit, selbst zu bestimmen.
  • Irrationale Loyalität gegenüber anderen - die Bereitschaft, das eigene Ich aufzugeben, aber niemals den anderen.
  • Die Unfähigkeit, eigene verletzte Gefühle zu erkennen, trotz emotionaler Verletzung.
  • Die Neigung, eine Situation zwar augenblicklich beurteilen zu können, jedoch die Reaktion darauf aufzuschieben (wie ein Reh vorm Scheinwerfer).
  • Die Fähigkeit, auf Genugtuung oder Wiedergutmachung – wenn es sein muss für immer – zu verzichten
  • Leid ertragendes Martyrium - niemand anderes könnte dies ertragen. („Aber ich kann es und ich tue es“).
  • Die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, aber nicht zu delegieren.
  • Die Anfangsfähigkeit, den Wald trotz der Bäume zu sehen, aber schließlich doch nicht in der Lage zu sein, dem Dschungel zu entkommen.
  • Die Unfähigkeit, Menschen zu erlauben, zu versagen oder zu leiden.
  • Die Tendenz, sich für andere verantwortlich zu fühlen, auf Kosten der Verantwortung für sich selbst. ((Wh.))
  • Unsicherheit, was die eigenen Werte betrifft, und die Abhängigkeit von der Meinung anderer.
  • Die Bereitschaft, rückwärts durch brennende Reifen zu springen, einfach alles zu tun, um die Bestätigung eines Menschen zurückzugewinnen, die vorher vorhanden gewesen zu sein schien.
  • Die Entschlossenheit, sich weiter zu bemühen, koste es was es wolle.
  • übermäßige Gewissenhaftigkeit
  • Bereit, "zu gut für diese Welt" zu scheinen, mit guten Absichten, Optimismus, eine versöhnliche Natur, man tritt ein für die bedingungslose Liebe, bietet einen Ort an, wo ein Borderliner sich warm und sicher fühlen kann - für eine gewisse Zeit.
  • Die Überzeugung, die einzige Rettung für den "armen" Borderliner zu sein. („Wenn er oder sie mir vertrauen würde, würden wir beide wahres Glück finden.“)
  • Hingezogensein zu Drama, Leidenschaft und Märchen; Glaube an einen Seelenverwandten als Partner (Und wenn sie nicht gestorben sind ...)
  • “Wenn ich diesen Menschen ‚rette’, wird er/sie mir ewig verpflichtet und dankbar sein - d.h. wird mich nie verlassen.“ (eigene Ängste, verlassen zu werden)
  • Niedriges Selbstvertrauen, die Überzeugung, nichts Besseres verdient zu haben als das, was man hat.

                                                                                                                         

     

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